Sony WF
Ein Jahr nach dem aktuellen Topmodell der Over-Ear-Kopfhörer-Reihe stattet Sony seine In-Ear-Modellreihe mit einem Update aus. Die im Juli vorgestellten WF-1000XM5 sollen die aktive Geräuschunterdrückung (ANC), den Klang und die Akkulaufzeit verbessern. Ob das gelungen ist und wir es mit den besten In-Ears schlechthin zu tun haben, klärt unser Sony WF-1000XM5 Testbericht.
Nach der drastischen Designänderung zwischen XM3 und XM4 geht Sony beim neuen Topmodell sanfter vor. Das Design der Sony WF-1000XM5 hat sich erneut etwas verändert.
Im direkten Vergleich zum Vorgänger, aber auch zu den hervorragenden Sony LinkBuds S (unser Testbericht), fällt auf, dass die neuen In-Ears deutlich kompakter, aber auch leichter geworden sind. Durch die runden, geschwungenen Kanten wirken die neuen Earbuds moderner und auch einen Hauch edler.
Das Gewicht pro Ohrhörer reduziert sich von rund sieben Gramm auf 5,5 Gramm, während Akzente in einem bronzefarbenen Goldton auf den In-Ears toll aussehen. Das Gehäuse der Kopfhörer selbst besteht nun aus glänzendem Kunststoff, während die Oberseite des schwarzen Modells matt lackiert ist.
Dadurch sind die Earbuds nicht ganz so griffig wie das matte Gehäuse der Vorgänger, weshalb trotz des stiellosen Designs etwas Vorsicht geboten ist.
Auch das Ladecase (hier zumindest mit matter, griffiger Oberfläche) ist noch einmal geschrumpft und passt mit einer Länge von 65 mm und einer Höhe von 40 mm besser in die Hosentasche. Inklusive der Earbuds beträgt das Gesamtgewicht nun 48 Gramm bzw. 37 Gramm für das Case ohne Kopfhörer – immer noch vier Gramm weniger als beim Vorgänger.
Persönlich schätze ich das neue Design sehr, da der schlankere Körper der Earbuds angenehmer in der Hand liegt – und besser im Ohr sitzt, aber dazu gleich mehr. Die Verarbeitungsqualität liegt erneut auf höchstem Niveau.
So wie man es von Sony erwarten würde. Die weniger als halb so teuren LinkBuds S boten hier bereits keinen Anlass zur Kritik, die WF1000-XM5 fühlen sich aber noch einen Hauch robuster und wertiger an.
Beim Tragekomfort machen die Sony WF-1000XM5s im Test vielleicht den größten Sprung. Das ist natürlich ein sehr subjektives Feld, aber ich persönlich empfand den etwas klobigen und recht hervorstehenden Vorgänger als nicht wirklich angenehm für meine kleinen Ohren.
Das hat sich mit dem neuen Modell spürbar verbessert, was vor allem auf das angepasste, leicht tropfenförmige Design und das geringere Gewicht zurückzuführen ist. Auch ragen die XM5 nicht mehr ganz so weit aus dem Ohr heraus, dennoch ist der Griff fest, sodass auch bei schnellen Bewegungen nichts verrutscht.
Auch die Memory Foam-Einlagen wurden im Detail verbessert. Abgesehen davon, dass jetzt vier verschiedene Größen (SS, S, M und L) enthalten sind, verfügen sie auch über einen etwas dünneren Schaumstoff, der den Tragekomfort spürbar verbessert.
Die Kombination dieser Verbesserungen sorgt für ein angenehmes Tragegefühl, auch über Stunden hinweg. Gleichzeitig sitzen die Ohrhörer aber fest im Ohr und bleiben auch bei schnellen Bewegungen an Ort und Stelle.
Beim Tragekomfort rangieren die XM5 knapp hinter den LinkBuds S, die in meinen Augen weiterhin das Maß aller Dinge sind.
Obwohl die Ohrhörer und das Gehäuse geschrumpft sind, kann die Akkulaufzeit des Sony WF-1000XM5 erneut gesteigert werden. Bei den reinen In-Ears bleibt die Laufzeit von 8 Stunden mit und 12 Stunden ohne ANC gleich, in Kombination mit dem Ladeeuti erhöht sich diese in unserem Test jedoch nun auf rund 25 Stunden.
Das ist im Premium-Segment ein absolut herausragender Wert, während Konkurrenten von Sennheiser oder Apple mit ANC „nur“ auf sechs Stunden kommen. Allerdings bietet ein Creative Outlier Pro (unser Test) mit rund 12,5 Stunden deutlich mehr.
Auch das Aufladen erfolgt angenehm schnell und vielseitig. Nur drei Minuten Ladezeit über USB Typ-C reichen für eine Stunde Wiedergabe, das Case und die Ohrhörer sind in rund eineinhalb Stunden vollständig aufgeladen. Auch kabelloses Laden ist möglich.
Schon die Vorgänger waren in puncto Ausstattung kaum zu schlagen, doch auch hier legt die Sony WF-1000XM5 noch einmal nach. Abgesehen vom branchenführenden adaptiven ANC, das in der Neuauflage nochmals verbessert wurde, lassen die Earbuds hier keine Wünsche offen.
Sie funken drahtlos im aktuellen Bluetooth-5.3-Standard und erreichen so eine Reichweite von rund 10 Metern zur Audioquelle – hier liegen wir etwas hinter der Konkurrenz. Multipoint, das den XM4 und LinkBuds S als kostenloses Update hinzugefügt wurde, ist jetzt direkt ab Werk erhältlich – es ermöglicht die gleichzeitige Kopplung von zwei Audioquellen mit den Kopfhörern.
Auch die praktische Speak-to-Chat-Funktion, die sich in der App auch deaktivieren lässt, ist zurück. Die Ohrhörer pausieren automatisch die Wiedergabe und aktivieren den Transparenzmodus, sobald wir sprechen. Außerdem legen wir selbst fest, ob die Wiedergabe nach fünf, 15 oder 30 Sekunden nach dem Sprechen fortgesetzt wird.
Auch die Technologie Digital Sound Enhancement Engine Extreme (DSEE Extreme) von Sony ist wieder mit an Bord. Dadurch können fehlende Details zu komprimierten Musiktiteln hinzugefügt und so die Audioqualität verbessert werden. Damit wird zwar nicht das Niveau von hochauflösendem Quellmaterial erreicht, Klang und Detailtreue werden aber nochmals deutlich verbessert.
Neu ist dieses Mal 3D-Sound inklusive dynamischem Headtracking. Das bedeutet, dass sich der Klang an Ihre Kopfbewegungen anpasst. Wenn Sie also das Smartphone vor sich haben und den Kopf drehen, bleibt der Ton bei der Audioquelle. Das erhöht zwar die Immersion, beim Musikhören empfand ich es allerdings eher als störend – beim Streaming und Gaming steigert es das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, allerdings deutlich.
Die Sony WF-1000XM5 sind gemäß IPX4 gegen Wasser und Staub geschützt. Auch eine Einzelnutzung der Earbuds ist möglich.
Die Bedienung der Earbuds erfolgt über die berührungsempfindlichen Außenseiten und funktioniert wie bei den Vorgängern einwandfrei. Auch das Bedienkonzept lässt sich in Teilen mit der Headphones Connect App individualisieren.
Grundsätzlich ist der rechte Ohrhörer für die Wiedergabesteuerung zuständig, während der linke zwischen ANC, Transparenz oder Normalmodus wechselt. Zudem ist es nun endlich möglich, Lautstärke, ANC und Wiedergabe gleichzeitig und ohne Zuhilfenahme des Smartphones zu nutzen – das war bei den Vorgängern nicht möglich.
Dies ist möglich, da eine Funktion neben Einfach-, Doppel- und Dreifachtippen sowie Drücken und Halten nun auch vier Taps zugewiesen werden kann. Letzterer regelt standardmäßig die Lautstärke: links leiser, rechts lauter.
Grundsätzlich ist die Bedienung einwandfrei und sehr zuverlässig, allerdings ist die Individualisierung nur bedingt möglich und erlaubt eigentlich nur eine Spiegelung der Funktionen auf die andere Seite.
Wünschenswert wäre auch, dass Sony für den Nachfolger Wischgesten einführt. Dadurch wird die Lautstärkeregelung beispielsweise bei den Apple AirPods Pro 2 deutlich intuitiver und komfortabler.
Kommen wir nun aber zum Wichtigsten: Wie gut klingen die Sony WF-1000XM5 im Test? Kurz gesagt: Ausgezeichnet. Nicht nur klanglich gelingt dem neuen Topmodell ein Sprung nach vorne, auch bei den In-Ear-Kopfhörern von Sony sichern sich die XM5 generell den Spitzenplatz in der Klangkategorie aller aktuell erhältlichen Ohrhörer.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Aus technischer Sicht ist dieser Sprung vor allem auf die neuen Audiotreiber zurückzuführen, die mit einem Durchmesser von 8,4 mm deutlich größer sind als die 6-mm-Treiber im direkten Vorgänger. Ein neuer Chipsatz namens QN2e soll zudem die Klangqualität noch weiter verbessern.
Abseits des Apple-Kosmos ist natürlich wieder Sonys hochauflösender Bluetooth-Codec namens LDAC mit von der Partie, der den Frequenzbereich der Wiedergabe von 20 Hz auf 40.000 Hz anhebt und 96 kHz bei 990 kbps ermöglicht. Dadurch erhöht sich der Detailgrad der Musik spürbar.
Aber auch in den Standard-Codecs SBC und AAC klingen die XM5s einfach bombastisch. Vor allem der Dynamikumfang ist herausragend, was die Ohrhörer für alle Musikrichtungen prädestiniert.
Hier zeigt sich, dass die Earbuds vor allem im Bereich der Mitten und Höhen noch besser sind. Stimmen und Instrumente werden klar und detailliert wiedergegeben und wirken lebendig und voll. Auch bei komplexen Arrangements gelingt es den Sony-Ohrhörern, selbst feinste Details sichtbar zu machen.
Der Bass tritt im Vergleich zu den bisherigen In-Ears des Herstellers etwas in den Hintergrund, ist aber spürbar differenzierter und klarer. Persönlich gefällt mir das Klangbild bereits in der Werkskonfiguration ausgesprochen gut, wer es mag, kann es aber mit Hilfe des Equalizers in der App noch selbst machen.
Wenn es um aktive Geräuschunterdrückung geht, galt Sony schon seit Jahren als das Maß aller Dinge. Das Werbeversprechen, eine noch bessere ANC-Leistung zu realisieren, wird von der Sony WF-1000XM5 tatsächlich eingelöst. Auch wenn man nach der überzeugenden Leistung der XM4 und LinkBuds S kaum glauben konnte, dass dies überhaupt möglich ist.
Die Ohrhörer selbst bieten bereits eine hervorragende Abdichtung, sofern die richtigen Aufsätze verwendet werden. Die aktive Geräuschunterdrückung gibt dann aber noch einmal die Krönung.
Während die meisten Ohrhörer vor allem tiefe und monotone Frequenzen ausblenden, verschwinden hier auch höhere Frequenzen wie das Tippen auf der Tastatur, Musik aus der Umgebung oder Straßenlärm komplett.
Lediglich Gespräche in der direkten Umgebung oder TV-Ton sind noch wahrnehmbar, wenn auch deutlich gedämpft. In-Ear-Modelle können aufgrund ihrer Konstruktion nicht ganz mit großen Over-Ear-Kopfhörern mithalten. Dies sollte das Ergebnis des 1000XM5 jedoch nicht schmälern: Kein anderer Hersteller bietet derzeit ein besseres ANC an.
Auch das Gegenstück in Form des Transparenzmodus, der Umgebungsgeräusche und Stimmen verstärkt, ist sehr gut, allerdings nicht ganz auf Referenzniveau. Vor allem bei den Windgeräuschen sind uns leichte Schwächen aufgefallen, obwohl sich im Vergleich zum Vorgänger einiges getan hat.
Apples AirPods Pro 2 liegen im Transparenzmodus vorne, wenn auch nur knapp. Sehr gut gefällt uns, dass Sony die Intensität in 20 Stunden anpassen kann, wobei bei maximaler Lautstärke ein konstantes Hintergrundrauschen wahrnehmbar ist.
Gerade in der heutigen Zeit sollte auch die Mikrofonqualität eines Kopfhörers nicht außer Acht gelassen werden, denn Telefonate und Videoanrufe gehören zum Leben dazu. Die bislang beste Gesprächsqualität verspricht Sony bei einem In-Ear-Kopfhörer aus eigenem Hause.
Möglich soll dies unter anderem ein KI-basierter Rauschunterdrückungsalgorithmus über ein Deep Neural Network (DNN) sein. Knochenleitungssensoren sollen zudem Stimmvibrationen direkt von den Schädelknochen auffangen und so für eine klarere Verständlichkeit sorgen.
Klingt spannend und hält das Werbeversprechen, allerdings kann die Mikrofonqualität nicht mit den besten ANC-Kopfhörern mithalten. Wir sind immer klar zu verstehen, allerdings fehlt der Stimme etwas Dynamik und der Klang ist leicht blechern. Allerdings klingen die AirPods Pro 2 bzw. Google Pixel Buds Pro noch einmal deutlich besser, allerdings ist ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu den XM4 und LinkBuds S deutlich hörbar.
Sony WF-1000XM5:
Sony Linkbuds S:
Als Begleit-App kommt Sony Headphones Connect zum Einsatz, das mit einer aufgeräumten Oberfläche und riesigem Funktionsumfang punktet. Wer bereits Kopfhörer des Herstellers besitzt, sollte sich mit dem Funktionsumfang auskennen, denn mit Ausnahme von Headtracking und Individualisierung der Bedienung kommen beim XM5 keine neun Funktionen hinzu.
Die App informiert beispielsweise über den Batteriestatus und bietet die Möglichkeit, mithilfe eines 5-Band-Equalizers den Klang zu beeinflussen. Auch die zwischen -10 und +10 einstellbare Clear Bass-Funktion ist wieder mit an Bord, bedarf in meinen Augen diesmal aber keiner Anpassung.
Ebenfalls in der Beta-Phase ist der Equalizer-Test „Find Your Equalizer“, bei dem die Kopfhörer zwischen verschiedenen Klangprofilen wechseln und fragen, welches Ihnen besser gefällt. Ziemlich praktisch, wenn Sie es nicht selbst machen möchten.
Auch das Fotografieren der Ohren zur Analyse in 360 Reality Audio ist zurück, was wir bereits von anderen Sony-Kopfhörern kennen. Über den Reiter „Service“, den wir bereits von den LinkBuds S kennen (und der bei den Vorgängern noch nicht verfügbar war), können Dienste von externen Anbietern zu den In-Ears hinzugefügt werden. Allerdings umfasst dies weiterhin nur Spotify Tap oder Endel Quick Access.
Nüchtern betrachtet lässt sich der Sony WF-1000XM5 Test in nur einem Satz zusammenfassen: Die neuen Sony Earbuds sind die besten In-Ear-Kopfhörer mit ANC, die man derzeit für Geld kaufen kann.
Der Klang ist hervorragend, die aktive Geräuschunterdrückung konkurrenzlos und fast auf Augenhöhe mit Over-Ear-Kopfhörern. Der Akku hält lange durch, die Verarbeitung ist absolut einwandfrei und auch in puncto Ausstattung mangelt es den XM5s an nichts.
Was mir persönlich jedoch am besten gefällt, ist der große Sprung beim Tragekomfort. Das gefiel mir im Vorgänger überhaupt nicht. Das sieht dieses Mal ganz anders aus, obwohl mir die kompakten LinkBuds S immer noch etwas besser gefallen.
Andererseits lässt Sony sich die Neuerungen auch einiges kosten, denn die WF-1000XM5 sind nicht nur die besten, sondern auch die mit Abstand teuersten In-Ear-Kopfhörer. Vergleichbare Konkurrenten gibt es bereits für deutlich weniger Geld. Wer das (derzeit) Beste vom Besten will, kommt an der Sony WF-1000XM5 nicht vorbei.
Hervorragende Verarbeitungsqualität, hervorragender Komfort, erstklassiger Klang und bestes ANC machen den Sony WF-1000XM5 zum aktuell besten In-Ear-Kopfhörer im Jahr 2023.
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